Skip to main content Skip to page footer

Wie ein Bär entsteht

Zuerst bin ich nur ein Wunschtraum aus Vorstellungen und Gefühlen, der im Raum schwebt.

Allmählich erst nehme ich in den Gedanken meiner Schöpferin konkrete Formen an. Es gilt zu überlegen: Soll ich groß oder klein werden, eine lange oder kurze Schnauze bekommen, soll ich schwarze Schuhknopfaugen oder braune Augen haben ? Soll ich ein Bär mit lieber, trauriger oder verschmitzter Miene werden ?

Nun wird von mir ein Schnitt entworfen. Geschäftig zeichnet, schneidet und schnipselt meine „Bärenmutter“. Sie probiert dies und probiert das und macht ein Probemodell von mir. Es wird geschnitten, gesteckt, geheftet, genäht und wieder verändert, bis die Wunschform erreicht ist.  Dann sucht man für mich ein passenden Mohairfell aus. Was wird sie für eine Farbe aussuchen ? Welche Mohairqualität wählt sie – kurzflorig oder langes Fell oder gar ein schütteres Fell, wie es die alten Bären haben ? Dies ist für mein späteres Aussehen besonders wichtig. Jetzt hat meine „Bärenmutter“ bereits eine ganz konkrete Vorstellung von mir und sieht mich bereits vor ihrem inneren Auge.

Nun beginnt meine Herstellungsphase. Auf die Rückseite des Mohairstoffes werden meine Körperteile sehr genau gezeichnet. Wie wäre ich doch unglücklich, wenn ich einen kürzeren Fuß oder eine dickere Hand bekäme ! Nach dem Ausschneiden steckt man mit vielen Stecknadeln meine Teile zusammen. Das kitztelt sehr und reizt mich zum Lachen. Ich kann es kaum zurückhalten. Große Sorgfalt ist bei meinem Kopf geboten, denn ich soll besonders feine Züge bekommen. Da ich ein Modellstück werden soll, näht man alle meine Nähte von Hand. Vorsichtig wird alles umgedreht.

Meine Körperteile hängen noch schlaff da. Erst durch das „Stopfen“ werde ich ein plastisches Gebilde. Das Füllen erfordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Mengen klein geschnittener Holzwolle wandern in meinen Körper, denn es dürfen keine Löcher und Beulen entstehen. Mit dem Stopfen beginnt man bei meinem Kopf. Dann wird das Halsloch mit einer Gelenkscheibe verschlossen, damit ich meinen Kopf auch drehen kann. Es wäre entsetzlich ein Leben lang geradeaus schauen zu müssen. Nun kommen meine Arme und Beine daran. Sie werden nach dem Stopfen mit den entsprechenden Gelenkscheiben versehen. Wie freue ich mich darauf, dass ich mich bewegen und Purzelbäume schlagen kann. Natürlich werde ich auch von einem Regal zum anderen turnen ! Dann fixiert man die Gelenkscheiben der Hände und Füße an meinem Körper.

Nun nimmt meine Gestalt allmählich Formen an. Mein Bauch wird ganz fest gestopft, denn ich soll ja auch etwas darstellen. Zuletzt wird die Rückennaht des Körpers geschlossen. Darnach geht es um mein individuelles Aussehen. Die beiden Ohren sind nicht allein zum Hören gedacht. Sie zeigen auch meine Stimmung an, zum Beispiel: lustig, gespannt, ängstlich oder unternehmungslustig. Nun fehlen noch zwei Augen und die Nase. Hoffentlich bekomme ich treuherzige Teddyaugen und ein Stupsnäschen, denn das lieben Teddymütter besonders. Dann ist der spannendste Moment meines Lebens da: Ich erblicke mich zum ersten Mal im Spiegel...? „Ganz gut gelungen“, denke ich und blinzle dankbar zu meiner Schöpferin hinüber.??Es ist doch schön ein Bär zu sein !